Das Erstlingswerk einer jungen Autorin, die seit ihrer Entdeckung zum Kanon der ukrainischen Literatur gehört. Sofia Yablonska (1907 - 1971) lebte den Traum der heutigen Generation.
Mit nur 19 Jahren ging sie nach Paris, um Schauspiel zu lernen, entdeckte weitere Horizonte und wurde als Schriftstellerin zu einer Ikone dokumentarischen Schreibens und zu einem Emblem des Wunsches nach Selbstbestimmung.
Sofia Yablonskas Der Charme von Marokko erschien erstmals 1932 in Buchform, vier Jahre nach dem Beginn ihrer Reise nach Nordafrika. Die Autorin reist allein, was auch heute noch bedeutsam wäre, damals aber einzigartig war, und hält ihre Reiseeindrücke nich nur schreibend, sondern auch fotografierend fest. Auf beiden Ebenen ihrer Reportage lässt sie ihre Leser nicht nur an ihrer Reise, sondern auch an einem Wandel ihrer Einstellung teilnehmen, mit der sie sich ihrer Umgebung nähert. Während ihr diese anfangs noch als Katalysator des eigenen ekstatischen Erlebens dient, wechselt die Reisende mehr und mehr in den Modus des Dialogs, aus dem heraus das Erlebte geschildert wird. Dabei kommt ihr zugute, dass sich ihre Schilderungen nicht aus einer männlichen Perspektive ergeben, sondern aus der weiblichen, was ihr beispielsweise den Besuch eines Harems erlaubt.
Weitere Reisen führten Sofia Yablonska nach Ägypten, China, Indochina und Polynesien. Bei Kupido sind ihre Reiseberichte China, im Land von Reis und Opium und Weitere Horizonte als weitere Bände der Reihe Travelogues in Planung.
Die Autorin
Sofia Yablonska kam 1907 im östlichen Teil der Habsburger Monarchie zur Welt, in der Nähe von Lwiw, der damaligen Hauptstadt des Königreiches Galizien und Lodomerien – ein Staat, den es bald nicht mehr geben sollte.
Yablonskas Auftreten und Aussehen unterschieden sich kaum von denen der europäischen Frauen ihrer Generation, doch wollte sie ihre Herkunft und Zugehörigkeit nicht unterdrücken; diese zwangen sie zu komplexeren Antworten, begründeten aber zugleich ihre Selbstbestimmung. Sie ging nach Paris, um Schauspiel zu lernen, entdeckte weitere Horizonte und wurde als Schriftstellerin zu einer Ikone dokumentarischen Schreibens. Yablonskas Welt- und Lebensreise, die sie in mehreren Travelogues festhielt und auf zahllosen Fotografien und Filmen dokumentierte, führte sie u. a. durch Marokko, Ägypten, China, Indochina und Polynesien. Ihr fotografisches Werk hob sie in den Rang der bedeutendsten ukrainischen Ethnografin.